Kinder lesen Katzen vor
Akademie für Leseförderung Niedersachsen besucht das Tierschutzzentrum Ribbesbüttel
21.8.2019: Die Akademie für Leseförderung Niedersachsen besuchte kürzlich eine der Katzen-Vorlesegruppen, um sich über dieses Projekt und seine Umsetzung zu informieren. Die Vertreterin der Akademie nahm auch an der Katzen-Vorlesestunde teil und lobte das Engagement des Gifhorner Tierschutzvereins dazu beizutragen, schulische und außerschulische Ziele zur Leseförderung zu verknüpfen.
Mit tierischen Lesepaten die Lesekompetenz verbessern
Ein Hund nicht nur zum Knuddeln, sondern auch zum Vorlesen in der Schule oder Bibliothek? Lesestunden auf der Kuhweide, im Hühnerstall oder im Tierheim? Der in den USA schon altbekannte Trend, Tieren vorzulesen, mag zunächst absurd klingen, hat aber durchaus seine Berechtigung und erfreut sich auch in der Leseförderung in Deutschland immer größerer Beliebtheit. Dahinter steckt die Idee, Kinder mit Leseschwierigkeiten zu ermutigen, laut vorzulesen – und zwar einem geduldigen Publikum, das bei Fehlern weder lacht noch verbessert. Im Tierschutzverein Gifhorn und Umgebung wird seit 2017 eine Vorlesestunde mit Katzen angeboten. Wir haben die tierischen Bücherfreunde besucht.
Intensives Vorlesetraining im Katzenhaus
Tiere helfen den Kindern sich zu entspannen, steigern die Konzentrationsfähigkeit, das Selbstbewusstsein und die Motivation. All das waren wichtige Faktoren, die Gabriele Asseburg-Schwalki, Vorsitzende des Tierschutzvereins Gifhorn und Umgebung, 2016 dazu veranlassten, das Projekt „Kinder lesen Katzen vor“ ins Leben zu rufen: „Den Kindern die Angst vorm Lesen zu nehmen, das ist es, was uns besonders am Herzen liegt.“ Doch aller Anfang war schwer: Zunächst richtete sich die engagierte Tierschützerin an die Schulen, um Projektpartner zu finden. Das war auf Grund versicherungstechnischer Probleme jedoch nicht realisierbar. Asseburg-Schwalki startete einen Aufruf in der Presse, um Eltern auf das Leseförderprojekt aufmerksam zu machen. „Ich hatte damals gehofft, dass sich wenigstens drei bis vier Kinder anmelden würden“, so Asseburg-Schwalki. Weit gefehlt: Das Projekt lief 2017 mit zwölf Kindern an. Auch heute noch treffen sich drei Gruppen mit je vier Kindern alle zwei Wochen für eine Stunde im Katzenhaus zum Vorlesen. Die Gruppen werden trotz Warteliste klein gehalten, um das Lesen intensiv zu üben und die Katzen nicht zu überfordern.
Vorlesen ohne Druck und Zwang
In Vera Steder hat Asseburg-Schwalki eine der drei engagierten ehrenamtlichen Leselernhelfer gefunden. Die pensionierte Lehrerin weiß: „In einer Klassensituation mit 20 Schülerinnen und Schülern kann das Vorlesen für leseschwache Kinder sehr beängstigend sein. Die Katzen helfen dabei, diese Hemmschwelle abzubauen.“ Dabei verschwinden die Grenzen zwischen Lernen und Spielen: „Es kommt schon mal vor, dass eine Katze sich auf ein Buch setzt und gestreichelt werden will.“ In entspannter Atmosphäre und ohne Zwang und Druck lesen die Kinder der ersten bis vierten Klasse aus ihren selbst mitgebrachten Büchern jeweils für ca. zehn Minuten vor. Schwierige Wörter und inhaltliche Fragen werden im Anschluss geklärt. „Wenn ein Kind nicht lesen möchte, ist das in Ordnung. Aber meistens ändert es seine Meinung, wenn alle anderen lesen“, so Steder.
Mit Hilfe von Katzen die Leseflüssigkeit verbessern
Das Angebot richtet sich überwiegend an leseschwache Kinder. „Natürlich ist auch mal ein Kind dabei, das schon super lesen kann, aber trotzdem kommen möchte. Auch für diese Kinder ist Platz. Sie können leseschwächeren Kindern helfen, wenn diese Probleme haben.“ So auch die zehnjährige Malena: Die Schülerin der fünften Klasse nimmt schon seit drei Jahren am Projekt teil. „Ich war früher nicht so gut im Lesen und jetzt lese ich richtig dicke Bücher in zwei Tagen.“ Ihre Nachmittage hält sie sich am Mittwoch frei, damit sie den Katzen vorlesen kann. Inzwischen liest Malena so flüssig und schnell, dass Steder sie manchmal sogar bremsen muss. Jüngeren Leserinnen und Lesern, wie der siebenjährigen Mia, kann Malena beim Lesen schwieriger Wörter helfen.
Informationen zur Akademie für Leseförderung Niedersachsen unter https://www.alf-hannover.de
Update 2019: Auch in 2019 erfreut sich unsere Katzenvorlesestunde großer Beliebtheit.
Update Jan. 2018:
Auch in 2018 geht unser Projekt Kinder lesen Katzen vor weiter. Alle Vorlesekinder aus 2017 sind noch dabei und unsere Katzen freuen sich über die entspannte Stunde mit Streicheleinheiten von den Kindern.
Update Sept. 2017: Unsere Gruppen sind z. Zt. alle belegt. Da es aber schon vorkommt, dass sich die Interessen der Kinder ändern, können Sie uns gern anschreiben. Wir nehmen die Kinder dann auf eine Warteliste und informieren Sie, sobald ein Platz frei wird.
Update Juli 2017: Die Ferienzeit hat begonnen und unsere Vorlesekinder und die Katzen nehmen eine Auszeit. Nach 5 Monaten „Kinder lesen Katzen vor“ können wir ein erstes Resümee ziehen. Den Kindern macht es unendlich viel Spaß den Katzen vorzulesen, da wir in ganz entspannter Atmosphäre ohne Druck auf die Kinder eingehen. Jedes Kind bekommt die Zeit, die es benötigt, das ist manchmal mehr, manchmal auch weniger. Die Kinder verlieren langsam die Unsicherheit, laut vorzulesen. Die Katzen sind geduldige Zuhörer und profitieren ebenfalls von der ungezwungenen Atmosphäre. Selbst die schüchternsten Samtpfoten wagen mal einen Blick aus ihrer Kuschelhöhle und trauen sich dann, oft schon nach einigen Besuchen, mit auf die Vorlesedecke. Das motiviert natürlich unsere Vorlesekinder ungemein und zeigt ihnen, dass ihr Vorlesen eine positive Wirkung hat.
Leider geht eine Stunde viel zu schnell zu Ende.
Nach den Sommerferien geht es am 9. und 10. August 2017 weiter. In der Mittwochsgruppe wird dann ein Platz frei.
Update Feb. 2017: Aufgrund der großen Resonanz haben wir im Feb. 2017 mit drei Gruppen, jeweils mit vier Kindern, angefangen. Die Kinder und die Katzen waren begeistert, wir auch!
Der Tierschutzverein Gifhorn und Umgebung e.V. bietet Kindern alle 14 Tage eine kostenlose Vorlesestunde für Katzen an. Bis zu vier Kinder gehen mit einer Erwachsenen in ein Katzenzimmer, spielen, kuscheln und lesen nacheinander vor. Dies ist ein guter, spielerischer Weg, Kinder an den respektvollen Umgang mit Tieren heranzuführen und sie zum Lesen anzuregen – ganz ohne Zwang.
Dieses außergewöhnliche Projekt soll Kinder, die Hilfe beim Lesen benötigen, und Katzen zusammenbringen. Der Nutzen dieses Projektes ist wissenschaftlich belegt. Schüler, die sich als Katzenvorleser engagieren, sollen schneller und besser lesen lernen. Da es vielen Kindern schwer fällt Erwachsenen vorzulesen, sind Katzen die geduldigeren Zuhörer. Die Katzen lieben die Aufmerksamkeit, die Vorlesestimme beruhigt und entspannt die Samtpfoten. Es ist nicht ganz klar, wer mehr von diesem Projekt profitiert, denn die Kinder übernehmen eine wichtige Aufgabe, verbessern dabei ganz nebenbei ihre Lesekenntnisse und ihr Allgemeinwissen.
Wie gehen Kinder mit den Katzen um?
Im Tierheim werden die Kinder lustige, freche, aber auch sehr scheue Katzen kennenlernen. Es ist wichtig, dass die Kinder sich auf das Vorlesen konzentrieren und die Katzen erst mal nicht beachten. Sobald die Katzen den Kindern vertrauen, werden sie ganz von allein zu den Kindern gehen. Das kann schon am ersten Tag sein, oder auch erst nach mehreren Wochen. Manche Katzen im Tierheim haben Angst vor Menschen, aber sie sind auch neugierig, also werden sie irgendwann näher kommen, vertrauensvoll an den Kindern schnuppern oder sogar versuchen, sich auf den Schoß der Kinder zu setzen. Das ist ein großer Vertrauensbeweis. Wenn sie schnurren und die Kinder an stupsen dürfen sie natürlich gestreichelt werden, aber die Kinder sollen sich nicht vom Lesen ablenken lassen, denn die anderen Katzen wollen den Kindern weiter zuhören.
Eine Vorlesestimme hat eine beruhigende Wirkung auf die Katzen, sagen Wissenschaftler und deshalb braucht das Tierheim die Hilfe der Kinder. Die Mitarbeiter dort müssen sehr viele Tiere versorgen und haben nicht genug Zeit für Kuschel- und Schmuseeinheiten. Am besten bringen die Kinder selbst ein Buch mit, damit das Vorlesen nicht an der Schriftgröße scheitert.
Die Eltern bringen ihr Kind ins Tierschutzzentrum und holen es ab, gehen aber nicht mit ins Katzenzimmer. Wenn das Kind nicht kommen kann (Urlaub/Krankheit), schicken die Eltern rechtzeitig eine E-Mail an: g.asseburg-schwalki@tierschutzgifhorn.de oder telefonisch unter 05371 16801.
Die Erziehungsberechtigten sind damit einverstanden, dass Fotos oder Filmaufnahmen des Kindes vom Tierschutzzentrum für Eigenwerbung in allen Medien sowie für Presseveröffentlichungen (Homepage, Facebook) verwendet werden dürfen. Kinder unter 13 Jahren sind nicht vom Tierschutzzentrum versichert. Die Teilnahme an diesem Projekt erfolgt unter der Verantwortung der Eltern.
Wenn auch Ihr Kind Lust hat, sich als Katzenvorleser zu engagieren dann schreiben Sie uns per E-Mail
unter info@tierschutzgifhorn.de an.
Anmeldeformulare als pdf zum Ausdrucken.