Update 20.05.2021: Unsere Kollegin und Ralfi´s Bezugsperson hat seine Entwicklung bei uns in Worte gefasst und damit eine gute Beschreibung.
Wir hoffen sehr, dass die nachfolgenden Zeilen dazu beitragen, für Ralfi die richtigen Menschen zu finden.
“Als Ralfi ins Tierschutzzentrum kam, war er zunächst misstrauisch und abwehrend bis aggressiv Menschen gegenüber. Nach einer Weile suchte er den Kontakt am Gitter, reagierte aber bei Berührung sofort mit defensiver Aggression/ Abwehrschnappen. Er hatte große Probleme mit Augenkontakt. Neuen Situationen stand er stets misstrauisch gegenüber.
Wir haben Ralfi auf ein Clickergeräusch konditioniert. Der Rüde lernt sehr schnell. Hat er eine Übung begriffen, führt er sie mit Eifer aus und möchte unbedingt gefallen.
Durch das Clickertraining lernte er zunächst Berührungen zuzulassen und schließlich zu genießen. Er beherrschte bereits die Grundkommandos wie Sitz, Platz und Warte. Am Gitter durch das Clickern konnten diese Übungen ausgebaut werden. Auch Augenkontakt lernte er als etwas positives kennen.
Beim ersten Rauslassen aus dem Zwinger waren sämtliche Mitarbeiter anwesend. Ralfi reagierte freundlich bis aufgeschlossen, jedoch ohne Körperkontakt.
Das Training beschränkte sich zunächst auf die erlernten Übungen, und Auslauf auf dem Hof. Beim Versuch ihm einen Maulkorb anzulegen, reagierte Ralfi sehr abwehrend.
Er schien den Maulkorb bereits in der Vergangenheit mit Negativem verknüpft zu haben. Allgemein schien Ralfi bei neuen Situationen stets mit Negativem und vermutlich Schmerzhaftem zu rechnen. In einer Situation mit einem Besen in der Hand schmiss er sich unterwürfig, flach auf den Boden.
Ralfi lernte, dass neue Situationen für ihn spannende, neue Übungen sind, die er mit Freude und Eifer ausführte. Er möchte der Bezugsperson gefallen und ist fast schon übereifrig dabei. Das Maulkorbtraining wurde mit Clickertraining am Gitter / durch die Futterluke langsam aufgebaut.
Mittlerweile lässt Ralfi sich den Maulkorb von der Bezugsperson ohne Probleme, auch ohne Gitter / Futterluke aufsetzen. Die ersten Spaziergänge verliefen problemlos. Ralfi hat kein Interesse an Passanten, anderen Hunden, Radfahrern usw. Auf Verkehr und Umweltreize reagiert er gelassen und achtet sehr auf seinen Hundeführer.
Auch beim Laufen auf dem Tierheimgelände reagiert er neugierig bis freundlich, oder auch ignorierend auf Fremde am Zaun. Erst wenn diese ihn ansprechen, oder Kontakt aufnehmen, zeigt er Abwehr – und Territorialverhalten.
Er lässt sich in solchen Situationen sehr schnell von seiner Bezugsperson abrufen und ablenken.
Auf Artgenossen am Zaun reagiert Ralfi freundlich und mit Spielaufforderungen. Bei Spielzeug neigte Ralfi anfangs zur Ressourcenverteidigung. Auch hier lernte er sehr schnell, dass es sich lohnt das Spielzeug abzugeben, damit die Übung / das Spiel weiter geht. Auf Kommando lässt er Spielzeug fallen, sich weg schicken, oder ins Platz legen.
Wir haben mit Ralfi Übungen gemacht, die ihn auf einen Tierarztbesuch vorbereiten sollten. Anfangs war ein fixieren, und Körperkontakt mit Fremden kaum möglich. Bei mehreren Tierarztbesuchen zu Übungszwecken zeigte Ralfi Abwehrverhalten, war aber durchaus händelbar und wurde zunehmend ruhiger. Er knurrt und versteift sich, lässt aber die Behandlung- zb. Blutabnahme- über sich ergehen.
Insgesamt ist Ralfi ein Hund, der durch negative Erfahrungen sehr skeptisch, unsicher und misstrauisch ist, und dadurch manchmal mit defensiver Aggression reagiert, sich aber sehr an seiner Bezugsperson orientiert. Diese Abwehraggression äußert sich nicht mit ernsthaften Beißveruchen. Eher versucht sich Ralfi der Situation zu entziehen, und scheint gelernt zu haben, dass man ihn in Ruhe lässt, wenn er schnappt / knurrt. Man kann seine Stimmung sehr gut erkennen, und recht sicher einschätzen wie er reagieren wird.
In erfahrenen Händen ist Ralfi sicherlich ein guter Begleiter, der die Führung dankbar abgibt und nach und nach gelassener wird.”
Update 31.03.2021: Ralfi hat sich hier in den vergangenen Wochen weiter gut entwickelt. Das regelmäßige Training tut ihm sehr gut und er ist auch inzwischen an den Maulkorb gewöhnt.
Ralfi hat in einer Tierpflegerin eine feste Bezugsperson gefunden.
Dank der großartigen Fortschritte, die Ralfi mit ihrer Hilfe gemacht hat, konnte er inzwischen auch eingehend medizinisch untersucht werden.
Leider hat sich beim CT heraus gestellt, dass Ralfi eine deformierte Brustwirbelsäule hat, was sein Gangbild natürlich erklärt.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass er damit bereits auf die Welt gekommen ist. Es beeinträchtigt ihn nicht.
Ralfi braucht Menschen, die ihn “verstehen”. Menschen, die ihn lesen können, die bereit sind, konsequent weiter mit ihm zu trainieren.
Er ist definitiv kein Anfängerhund und sucht Menschen, die über ausreichend Hundeerfahrung verfügen und wissen, wie ein Rotti so tickt.
Vorgeschichte:
Ralfi lebt seit Herbst 2020 bei uns im Tierheim.
Der stattliche Rüde brauchte ein Weilchen, um sich hier bei uns einzugewöhnen.
Inzwischen bekommt er regelmäßiges Hundetraining und hat große Fortschritte gemacht.
Ralfi besitzt einen starken Charakter und wird nur in wirklich hundeerfahrene Hände vermittelt.
Bei ernsthaftem Interesse melden Sie sich bitte telefonisch unter Tel: 05374-4434 oder schriftlich über das Kontaktformular.